Der Nahe Osten gilt als Katastrophengebiet voller Kriege, Hunger und sozialer Gegensätze. Doch die Syrer, die bei uns leben, sind freundliche Leute, sprechen schnell gutes Deutsch und fallen gar nicht auf.

Unsere Haltung zum Nahen Osten ist ambivalent. In der Schule lernen wir von den großartigen kulturellen Leistungen der alten Völker dort. Rund um den Persischen Golf entstanden die ersten Zivilisationen der Menschheit, im Libanon erfanden die Phönizier die Schrift, unser Ein-Gott-Glaube kommt aus Palästina.

Leider wurde dort auch der Krieg erfunden und perfektioniert. Die Geschichte des Nahen Ostens ist eine endlose Abfolge von Kriegen; gerade im Bereich der Gewalt waren wir Europäer die gelehrigen Schüler des Nahen Ostens.

Seit jeher bekämpften sich Europäer und Orientalen in einem endlosen Bruderkrieg, als wären die anderen der Hort des Bösen. Ob Römer und Perser, Christen und Moslems, Deutsche und Türken – immer brachten wir uns gegenseitig um. Doch wir haben es in der Hand, ob vor unserer Haustür weiter Elendsgebiete und Kriege vorherrschen oder ob wir unseren Nachbarn die Hand reichen für eine positive gemeinsame Zukunft.